Koh Phangan macht mich träge.
Je länger wir hier sind, desto länger werden auch die Zeiten, in denen ich einfach nur in der Hängematte liege, aufs Meer schaue und die Taxi- und Fischerboote beobachte, die kommen und gehen.
Dieser sich ausbreitenden Lethargie muss entgegen gewirkt werden, deshalb steht heute Wandern auf dem Programm. Endlich mal wieder eine Expedition!
Die Begeisterung der Kinder hält sich in Grenzen.
Unser Plan ist, den Khao Ra zu erklimmen, den höchsten Berg der Insel. Die Wanderung geht durch den Dschungel. Eine Karte haben wir nicht, dafür aber eine Wegbeschreibung, die eigentlich recht einfach klingt.
Morgens geht es früh los, damit wir die brütende Mittagshitze umgehen. Das Frühstück liefert „unser“ 7/11 in Form von Aufgusskaffee, kaltem Kakao und jeder Menge Thunfisch-Sandwiches.
Auch für diesen Ausflug erweisen sich die gemieteten Roller wieder als sehr hilfreich. Wir fahren direkt zum Ausgangspunkt der Wanderung – einem Resort mitten im Dschungel – und beginnen den Aufstieg. Der Weg ist nicht sonderlich gut markiert, ganze drei Markierungen entdecken wir auf unserer Wanderung. Es ist ein schmaler Pfad, der durch den Dschungel führt, meistens in der Nähe eines kleinen Flusses. Immer wieder müssen wir nach dem Weg suchen, immer wieder finden wir ihn. Beeindruckend ist die Wildheit dieses Waldes, durch den wir uns auf unserem Trampelpfad hindurch bewegen.
Wir kommen an Bambushainen vorbei, an vielen Palmen und umgestürzten Bäumen. Schlingpflanzen hängen überall von den Bäumen. Außer Schmetterlingen und jeder Menge Ameisenstraßen sehen wir kaum Tiere, dafür hören wir viele für unsere Ohren fremde und neue Geräusche. Darüber, dass uns die Begegnung mit einer Schlange verwehrt bleibt, bin ich nicht wirklich traurig.
Kurz nach dem letzten Schild – Khao Raa 1,5 km – verlieren wir den Weg. Es ist einfach kein Trampelpfad mehr zu sehen und auf gut Glück das Bachbett weiter hoch zu wandern scheint nicht sehr vernünftig. Von dieser Stelle stand nichts in der Wegbeschreibung. Wir suchen noch eine ganze Weile, ohne Erfolg. Also machen wir uns auf den Rückweg durch diese grüne Welt. Enttäuscht bin ich, hätte ich doch gerne den Weg bis zum Schluss gefunden und den Blick über die Insel genossen. Dafür freuen sich die Kinder. Endlich geht es wieder zurück zu den Rollern.
Die nun gewonnene Zeit nutzen wir für einen Abstecher zum Phaeng-Wasserfall im „Than Sadet – Ko Phangan Sok Nationalpark“. Dieser führt im Moment sehr viel Wasser, was sehr untypisch ist für diese Jahreszeit und einen Besuch lohnend macht, so unser Strand-Restaurant-Besitzer, der uns jeden Morgen zuverlässig mit Kaffee versorgt.
Die Ankunft ist etwas abschreckend, steht doch tatsächlich der gesamte Parkplatz voller Roller. Der Anfangsbereich bis zum Wasserfall ist auch gut besucht, danach nehmen die Menschenmassen rapide ab. Ein Wegweiser verspricht einen Viewpoint. Also doch noch ein Blick über die Insel. Das Ziel steht fest.
Zu Beginn führen noch Holztreppen den Berg hinauf, doch je weiter wir kommen, desto mehr wird der Weg zu einem Trampelpfad, die ganze Zeit begleitet von einem der Flüsse, die sich hier den Berg hinunterstürzen, mal milder, mal dramatischer.
Auch hier gelangen wir an einen Punkt, an dem wir zweifeln, ob dies wirklich noch ein Weg ist. Doch doch, hier gehe es weiter zum Aussichtspunkt, ist die Antwort einer uns entgegen Kommenden. Also weiter.
Wir klettern ein Stück eines Wasserfalls hinauf.
Jorne: „Das ist ja lebensgefährlich, wieso tun wir sowas???“
Seine Höhenangst, die normalerweise hauptsächlich bei Gebäuden auftritt, bricht sich kurzzeitig Bahn. Aber er schafft es, seine Angst zu besiegen und klettert sicher und konzentriert hinauf. Sontje ist schon voraus geklettert und wartet oben seelenruhig auf uns. Bergziegen-Kinder.
Oben angekommen entdecken wir natürliche Wasserbecken in den Felsen, eine wohlverdiente Abkühlung. Mit Blick über die Dschungellandschaft liegen wir im kühlen Nass und erholen uns vom anstrengenden Aufstieg, zusammen mit einer jungen Familie, die mit ihren beiden Kleinkindern unterwegs sind und neben ihrem Gepäck auch noch die Kinder in Tragen herumschleppen.
Nach dieser angenehmen Erfrischung geht es weiter zum Viewpoint, der uns nach diesem Bad allerdings nicht mehr so sehr beeindrucken kann.
Der Abstieg – wir sind auf einem Rundweg, was mir sehr entgegenkommt, kann ich das einfache Zurückgehen eines Weges meist nicht gut aushalten – gestaltet sich als schnelle Kletterpartie zurück zu unseren Gefährten.
Ein spannender Tag, der mit einem Bad im Meer und einem Fressgelage bei unserem Stammlokal sein gebührendes Ende findet.
Kommentar schreiben