Um Bangkok mehr auf die Spur zu kommen, bitten wir "unsere" Restaurant-Besitzerin, uns zu verraten, welches ihre Lieblingsplätze in Bangkok sind.
Sie beschreibt uns einen Spaziergang über die Memorial-Bridge - die wir nun ja schon gut kennen - zum Wat Prayurawongsawat Worawihan, auch bekannt unter dem Namen Wat Prayoon - und seinem schönen Garten, am Fluss entlang, durch ein Viertel, das nur von Thais bewohnt wird und schließlich endend am bekannten Wat Arun. Sie liebt Tempel und die Ruhe. Also folgen wir ihrem Rat und machen uns am nächsten Tag auf den Weg, zuerst über die Brücke zum Wat Prayoon.
Den Tempel haben wir am Abend zuvor schon gesehen, als wir auf der Suche nach dem Nachtmarkt waren. Da strahlte er, hell erleuchtet, vom anderen Ufer herüber.
Als wir ihn nun betreten - barfuß, wie jeden buddhistischen Tempel - teilen wir ihn nur kurz mit einer Gruppe, die eine Fahrrad-Tour durch Bangkok gebucht hat und sich das kleine Buddha-Museum ansieht. Danach sind wir fast die einzigen Besucher.
Wir steigen die Treppe zum Chedi hinauf, dem glockenförmigen weißen Turm, und betreten den Innenraum. An den Wänden haben Gläubige Blattgold angebracht, die Backsteinwände glitzern und blinken im Sonnenlicht, dass durch die Türöffnung einfällt.
Oben auf einem Absatz stehen vergoldete Buddha- Figuren in verschiedenen Positionen, sitzend, stehend und liegend, mit unterschiedlichen Arm- und Handhaltungen, den Mudras. Jedes Mudra hat eine eigene Bedeutung und ist mit einer Geschichte aus dem Leben des Buddha verbunden.
Um den Chedi wieder zu verlassen, muss man auf allen Vieren durch einen niedrigen Gang, unter einem kleinen Altar hindurch krabbeln, eine letzte Demutsgeste zum Abschied.
Bevor wir Wat Prayoon wieder verlassen, zünden wir Kerzen und Räucherstäbchen an. Ein Mönch, einer der wenigen anderen Besucher, lächelt uns an; jetzt dürften wir uns etwas wünschen. Also tun wir das. Und der freundliche Wächter reicht uns noch eine bunte Pappröhre mit nummerierten Holzstäbchen darin. Wir sollen die Röhre so lange schütteln, bis ein Stäbchen herausfällt. Die Zahl darauf sagt uns etwas über unsere Zukunft.
Jeder bekommt einen Zettel auf dem die Botschaft zu "seiner"Zahl steht. Mit all diesen Eindrücken verlassen wir den Tempel.
Erst später erfahre ich, dass es in Thailand eine Seltenheit ist, dass man den Chedi betreten kann.
Der Garten neben dem Wat, den wir kurz besuchen, ist wohl ein Friedhof, als solcher ist er für mich jedoch nicht zu erkennen. Er wirkt wie eine kleine grüne Oase mit Teich und jeder Menge Schildkröten, künstlich angelegtem Hügel und einigen kleinen Schreinen und Geisteshäusern.
Ein sehr friedlicher Ort, der zum Ruhig-werden und In-sich-gehen einlädt.
Unser Weg führt uns weiter am Chao Phraya entlang, vorbei an Baustellen, Tempeln und Wohnhäusern.
Vieles vom Alltagsleben findet außerhalb des Hauses statt. Oft hängen die draußen Kleider an Kleiderstangen oder sind in Regalen vor den Häusern und Hütten gestapelt. Auch die Küche ist oftmals draußen, eine Zusammenstellung aus Gaskocher, verschiedenen Töpfen, Pfannen und Schüsseln, mehreren Wasserbehältern zum Abwaschen und einem Stapel Geschirr.
Im Wat Arun herrscht reges Treiben, vor allem auf Grund der vielen Besucher, die den berühmten Tempel besichtigen wollen. Der Tempel wird gerade renoviert und verschwindet zu einem Teil hinter Gerüsten, unwillkürlich erinnert es mich an den Anblick des Freiburger Münsters.
Die Anlage ist beeindruckend, vor allem der zentrale Prang - der Tempelturm - der von vier kleineren Prang flankiert wird, allesamt überzogen mit einem Mosaik aus Porzellankacheln, die die gesamte Anlage in ein Blumenmuster tauchen.
In einem offenen Nebengebäude sehen wir Mönche an kleinen Pulten sitzen, um ihren Studien nachzugehen. Zum Teil sind sie völlig versunken in ihre Bücher, andere lächeln uns freundlich an.
Auch Dek wat treffen wir hier, Tempelkinder, die bei der Hausarbeit zur Hand gehen und dafür im Tempel leben und lernen. Diese Kinder müssen alle älter als 8 Jahre sein, um in den Tempeldienst treten zu können. Bevor das staatliche Bildungssystem eingeführt wurde, war dies für die arme Bevölkerung die einzige Möglichkeit, ihren Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen.
Die beiden Buben, die uns hier lachend über den Weg stolpern, bringen gerade den Müll weg.
Auch Tempelkatzen gibt es hier in großer Menge, zur großen Freude der Kinder. Überall sitzen und liegen sie dekorativ herum, lassen sich streicheln und füttern, genießen die Aufmerksamkeit und passen mit ihrer angeborenen Eleganz und Selbstüberzeugung perfekt ins Bild.
Obwohl Wat Arun mit seiner Größe und seinen reichen Verzierungen groß und mächtig wirkt, kann er die Erfahrung, die ich im Wat Prayoon gemacht habe, nicht annähernd erreichen. Dieser Besuch hinterlässt in mir eine Wärme und Geborgenheit, die mich noch eine ganze Weile begleitet.
Unseren Rückweg treten wir durch das angrenzende Viertel an. Hier sind fast nur Thais unterwegs, viele Essenstände säumen die Straße und wir lassen uns zu einigen Köstlichkeiten verführen. Die Bereiche, in denen die Thais leben, abseits des Touristen-Rummels und der Sehenswürdigkeiten - sind um vieles spannender für mich, jedoch stoßen wir dort immer wieder auf einige Sprachbarrieren, weil englisch nicht so weit verbreitet ist, wie ich es angenommen hatte in diesem touristisch doch sehr erschlossenen Land.
Mit Händen, Füßen und viel Gelächel klappt es aber meistens.
Den Tag lassen wir in "unserem" Restaurant ausklingen, angefüllt mit vielen Bildern, Gerüchen und Erlebnissen.
Und Jorne kommt noch zu seinem heiß ersehnten Fußballspiel mit seinem neuen Freund Pom.
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