Mit Thailand beginnt nun der zweite Teil unserer Reise, außerhalb von Europa.
Nach einem langen Flug warten wir mit einer Masse anderer Leute auf unser Visum, damit wir uns für die nächsten 30 Tage hier aufhalten dürfen.
Erster Eindruck: es ist warm, endlich!
Während wir in der Schlange stehen, pellen wir uns nach und nach aus unseren Kleiderschichten. Dann folgen Passkontrolle – zum wiederholten Mal macht Jornes Kinder-Reisepass Probleme, warum, kann uns keiner erklären – Gepäckausgabe, Taxi, Hostel. Alles läuft wie am Schnürchen. Willkommen in Bangkok!
Der Sprung hinterlässt erstaunlich wenige Spuren. Auch der angekündigte, von vielen prophezeite Kulturschock bleibt aus. Vielleicht liegt es auch an unserer Unterkunft, die in der Nähe des Flusses ist, aber weit weg von der berühmt berüchtigten Khao San Road, dem Backpacker-Mekka Bangkoks.
In „unserem“ Viertel gibt es kleine Märkte, viele Straßenverkäufer, einige thailändische Restaurants - eines davon wird unser Stammlokal, zu dem wir bei späteren Besuchen immer wieder zurückkehren werden - , Massage-Buden und Geschäfte. Die Partymeilen sind woanders.
Unser erster Ausflug führt uns zum Anlegesteg und auf ein Express-Boot, das den Fluss Chao Phraya befährt. Bangkok zuerst vom Fluss aus wahrzunehmen, mit einiger Entfernung die Dinge zu betrachten, scheint uns eine gute Idee.
Zu Beginn unserer Fahrt ist es ziemlich voll. Neben Einheimischen und Touristen, sitzen auch Mönche mit im Boot, ihnen wird besonderen Respekt entgegen gebracht. Die Fahrkartenverkäufer versuchen, alle in den unteren Bereich des Bootes hinein zu manövierien - beim Ein- und Ausstiegsbereich und auf den Treppenstufen ist das Aufhalten während der Fahrt verboten. Es gelingt ihnen jedoch nicht, zu viele Leute sind an Bord, zu wenige gewillt, sich auch noch in die Enge zu quetschen.
Bei den Haltestellen, von denen aus die Sehenswürdigkeiten Bangkoks erreichbar sind, leert sich das Boot nach und nach, bis wir nur noch mit einer Handvoll anderer Passagiere bis zur Endhaltestelle fahren.
Vom Wasser aus sehen wir unterschiedlichste Gebäude - Luxushotels, Ressort-Anlagen, einfache Wohnhütten, Baustellen und Tempel.
Auf dem Wasser selbst herrscht reger Betrieb. Neben den Personenfähren und Speedboats, gibt es auch große Transportschiffe, die mit Lotsenbooten durch Bangkok geleitet werden. Die Schiffsführer leben mit ihren Familien an Bord. Jedes Schiff hat am Ende eine Art Häuschen, in dem sie leben.
Überall in Bangkok begegnet uns der frühere König Thailands, Bhumibol Adulyadej, der von 1946 bis zu seinem Tod 2016 auf dem Thron saß. Sein Bild ist überall: an Häusern, vor Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden, in Restaurants, beim Friseur, ... Er begegnet uns an jeder Ecke Bangkoks und, wie wir später sehen werden auch in ganz Thailand. Er war beim Volk sehr beliebt, die tiefe Trauer über seinen Tod ist für uns nicht wirklich vorstellbar.
Im Gegensatz dazu kommt der neue König so gut wie nirgends vor. Sein Name ist Maha Vajiralongkorn, er hat eine Villa am Starnberger See, sein jüngster Sohn besucht in Bayern die Schule. Beim Volk ist er nicht sonderlich beliebt, sein bisheriger Lebensstil kommt nicht sonderlich gut an. Praktischerweise ist Majestätsbeleidigung jedoch in Thailand per Gesetz verboten, vor jeglicher Kritik ist er also verschont.
Noch öfter als König Bhumibols Bild sieht man Altäre zu Ehren Buddhas. Die Leute bringen Opfergaben dar, um sich seine Gunst zu sichern - Räucherstäbchen, Kerzen, kleine Flaschen mit Trinkwasser, Obst, Blumenschmuck, alles, was eine menschliche Gottheit gut gebrauchen könnte. Sie stehen an Straßenecken, bei Cafés, in den Geschäften, sogar auf Dächern findet man sie.
Abends wollen wir einen Nachtmarkt besuchen, der in der Karte eingezeichnet ist und auch im Reiseführer als interessantes Ziel angepriesen wird. Unser Tuk-Tuk-Fahrer erklärt uns, dass dort, wo wir hinwollen - zur Memorial Bridge - , kein Nachtmarkt wäre, er wüsste, wo dieser ist und würde uns dorthin bringen. Leider habe ich gelesen, dass dies eine beliebte Masche der Fahrer ist, um mehr Fahrgeld zu kassieren. Ich bestehe auf unser Ziel und er fährt uns dorthin, ohne weiteren Einwand.
Wir kommen in einer so gut wie menschenleeren Gegend an. Tagsüber findet man dort den größten Lebensmittel- und Blumenmarkt, abends ist er wie leergefegt. Einige Leute sind noch da, alles ist hell erleuchtet, allein das Marktgeschehen fehlt. Dafür beobachten wir, wie große Eisblöcke zu Crushed Ice geschreddert, in Säcke gefüllt und mit Sackkarren abtransportiert wird. Wir schlendern durch die ruhigen Straßen, sehen uns die Markthallen und Stände an und fragen uns, wo in aller Welt die ganzen Menschen sind, mit denen wir gerechnet haben. An diesem Abend treffen wir sie nicht mehr, dafür sehen wir unsere ersten thailändischen Ratten, die sich genüsslich über die Reste der Straßenstände hermachen, und jede Menge Kakerlaken.
Auf unserem Rückweg kommen wir am chinesischen Tor vorbei, dass den Eingang zu Chinatown markiert und am bekannten Wat Traimit, dem Tempel, in dem eine große Buddha-Figur aus massivem Gold steht. Lange Zeit war sie mit Gips und Kacheln überzogen, wahrscheinlich um ihren hohen Wert zu verbergen und damit zu verhindern, dass sie eingeschmolzen wird.
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