Albaniens Küste

Die vielen Eindrücke, die wir jeden Tag sammeln, beschäftigen uns ständig. Deshalb gibt es diese Phasen, in denen ich nicht zum Schreiben komme, weil einfach so viel um uns herum geschieht, das erst erlebt werden will, bevor ich darüber schreiben kann. 

 

Der letzte Teil unserer Reise durch Albanien bleiben wir an der Küste und arbeiten uns nach und nach immer weiter Richtung Griechenland vor, und damit dem Ende unserer Europa-Tour entgegen.

Entgegen unseres Planes, ist die Zeit hier in Albanien viel länger geworden, dieses Land hat uns überrascht mit seiner Vielfalt, seinen Menschen und Landschaften.

 

Orikum ist unsere nächste Station auf unserem Weg weiter Richtung Griechenland. Hier sind die Strände ruhig, die Stadt weit genug weg, die Landschaft bergig und ländlich. Die Halbinsel Karaburun ist nun in sehr erreichbarer Nähe. Sie sieht sehr karg aus.

Auch hier entwickelt sich der Tourismus und man kann erahnen, dass der derzeitige, zum Teil noch verschlafene und wenig gestörte Zustand nicht mehr von langer Dauer sein wird. Zu optimal sind die Bedingungen für Urlauber, hier eine entspannte Zeit zu verbringen.

Die Stadt ist in erreichbarer Nähe, die Straßen werden gerade ausgebaut in Richtung Orikum, und sowohl für Badegäste als auch für Wanderer sind die Möglichkeiten sehr vielfältig, liegt doch auch der Nationalpark Llogara in erreichbarer Nähe.

 

Die Passstraße über den Llogara-Pass wird eine weitere spannende Strecke. Die Steigungen meistert unser Bus im Schneckentempo, die Fahrt zur Küste hinunter tut ihm allerdings nicht so gut. Die Bremsen sind ziemlich beansprucht. Als wir in Dhërmi ankommen, stinken sie gewaltig.

Die Aussichten in alle Richtungen sind grandios auf der Fahrt.

Hier eine kleine Kostprobe.

 

Dhërmi ist für uns nur eine kurze Zwischenstation, auch wenn es an sich ein beliebter Urlaubsort ist. Die einzigen Erinnerungen an diesen Ort werden die Katze Konfetti, der verrückte Hund und die Spagetti Aglio Olio sein, die wir in einem Restaurant am Strand bekommen und die hervorragend sind.

 

Dafür wird Livadh ein wichtiger Ort auf unserer Reise.

Wir sind auf einem sehr einfachen Campingplatz direkt am Strand. Der Ort ist klein, die Landschaft wunderschön. Der Strand ist direkt vor uns, eingerahmt von Bergen und Felsen. Schaf- und Ziegenherden sind mit ihren Hirten und Hütehunden unterwegs. Und natürlich gibt es wieder Bunker, in den Felsen und am Strand, eingebaut in die Terrasse einer Strandbar. Idylle pur.

 

Am ersten Morgen wecken uns die Sonnenstrahlen, Eselsgeschrei und Hundegebell. Ein Hund, der aussieht wie ein kleiner Wolf, treibt die Tiere am Strand entlang. Später erfahren wir vom Vater des Campingplatz-Besitzers, dass die Esel frei herumlaufen und immer wieder Schäden anrichten in Gärten und Olivenhainen. Der Besitzer der Tiere hat allerdings gute Beziehungen zur Regierung, daher hat er Narrenfreiheit, seine Tiere auch. Den Leuten im Ort sind die Hände gebunden, umso mehr freuen sie sich über diesen verwilderten Hund, der die Tiere immer wieder vertreibt.

Im Laufe des Tages gesellt sich die „Wölfin“ zu uns, sucht unsere Gesellschaft – und bleibt. Nachts legt sie sich außen an den Zaun, so nah an unseren Platz wie möglich, tagsüber begleitet sie uns auf unseren Wegen. Und ab dem darauf folgenden Tag sind sie zu zweit – ein dunkelbrauner Rüde mit weißer Schwanzspitze bildet mit ihr zusammen ein unzertrennliches Paar.

 

 

Wir wandern auf einem Küstenweg nach Himare um einzukaufen. Der Schwarze kommt mit in den Ort, hat furchtbare Angst vor den vielen Autos und Geräuschen und weicht trotzdem nicht von unserer Seite, lässt sich immer wieder beruhigen und locken, bis wir den Ort endlich wieder hinter uns gebracht haben. Je näher wir dem Strand kommen, desto freudiger wird er. Abends liegen Beide wieder vor unserem Platz, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Ganz langsam schleichen sie sich in unsere Herzen. Ein völlig verrückter Plan entsteht. Was, wenn wir sie mitnehmen?

Eigentlich ist es völlig absurd. Mitte Januar werden wir unseren Bus an meine Mutter übergeben, die mit ihm zurück nach Deutschland fahren wird, während wir nach Thailand aufbrechen werden. Keine Situation, in der man überhaupt nur darüber nachdenkt, ein Tier aufzunehmen. Aber „eigentlich“ ist nie endgültig. Und meistens finde ich die „Eigentlich“-Ideen am spannendsten. Eigentlich...muss es doch möglich sein, diesen Beiden ein besseres Leben zu ermöglichen, als es ihnen hier bevorsteht.

 

Ein Gemeinschaftsprojekt mit meinen Eltern entsteht, die sich sofort bereit erklären, die Beiden zu sich zu nehmen, bis wir von unserer Reise wieder zurückkommen.Meine Mutter wird sie mit zurück nehmen.

Sowas geht mit meine Eltern. Es ging schon einmal, vor fast 20 Jahren. Damals war es eine Hündin von Kreta, die mir auf meiner ersten InterRail-Reise begegnete, mich mit ihrem Schicksal tief traf und mich schließlich zurück begleitete – entgegen aller „Eigentlich“s.

 

An unserem letzten Morgen packen wir unseren Bus und fahren los. Mit an Bord Sayda und Amino – unser Rudel hat sich vergrößert. Zu dieser Zeit ahnen wir noch nichts vom wahren Ausmaß unseres „Projektes“.

 

In Ksamil wird unser letzter Halt in Albanien sein. Wir landen auf einem kleinen Familien-Campingplatz mit einer sehr freundlichen Familie, die sich rührend um uns kümmert, uns mit Feuerholz versorgt und uns den Raum bietet, den wir mit den Hunden gerade brauchen.  Eigentümlich sind die vielen Betongerippe, die hier herumstehen - lauter unfertige, zum Teil schon wieder verfallene oder abgerutschte Rohbauten, deren Schicksal es wohl sein wird, irgendwann hoffentlich abgerissen zu werden. Es gibt eine etwas ramponierte Uferpromenade in den Ort, zu seinen im Winter geschlossenen Strandbars und Restaurants. Immer mit Blick auf Kerkira, Griechenland.

 

Ksamil selbst ist recht ruhig und verschlafen, aber nett und trotzdem nicht ausgestorben. Es gibt auch im Zentrum einige Cafés, Supermärkte, sogar ein Restaurant finden wir, wo wir mit den Hunden im Schlepptau auf der Veranda essen können – allerdings mit ein wenig Verzögerung, weil die Zutaten für unsere Bestellung erst noch beim Supermarkt gegenüber eingekauft werden muss.

 

Der Ort selbst ist für uns ein guter Ausgangspunkt, um uns an die Hunde und den neuen Tagesablauf zu gewöhnen und in Saranda alles Notwendige für die neuen Familienmitglieder zu besorgen. Dort spazieren wir ein wenig umher und erleben den Ort ohne die Touristen, die im Sommer in immer größerer Zahl von Korfu für einen Tagesausflug herüber kommen. Unsere Hunde-Ausrüstung bekommen wir in einem Geschäft, das alles mögliche verkauft, unter anderem auch Plastik-Weihnachtsbäume in unterschiedlichsten Ausführungen. 

 

In Ksamil werden wir herzlich verabschiedet mit Weihnachtsmützen und Heiligenbildchen, damit wir beschützt sind auf unserer weiteren Reise. Diese führt uns über eine abenteuerliche Nebenstrecke an die griechische Grenze.

Doch bevor wir weiterfahren, noch ein Abstecher zu einer Werkstatt, um unsere Bremsen kontrollieren und instandsetzen zu lassen.

 

Landschaftlich ist die Fahrt Richtung Griechenland sehr reizvoll. Einen Stop für ein Mittagessen legen wir in einem kleinen Ort ein, in dem alle damit beschäftigt sind, ihre Orangen und Mandarinen hin und her zu fahren. Ständig kommen voll beladene Pickups, Autos und Lastwagen aus allen Richtungen und scheinen kreuz und quer zu fahren, wohin auch immer. Nur einige halten hinter dem Restaurant und verladen ihre Ernte auf einen größeren Lastwagen. Auf der Weiterfahrt werden wir dieses Apfelsinen-Hin-und-Her noch einige Male beobachten.

Die Schotterpiste erweckt nicht den Eindruck, dass sie zu einem Grenzpunkt führt, sie tut es aber. Kurz davor befinden wir uns auch wieder auf asphaltiertem Terrain, hinter einer Schafherde und ihrer Hirtin. 

Dann kommt auch bald die Grenze, die wir ohne Probleme passieren - die Hunde sind noch nirgends registriert.

 

Dann heißt es:

 

Mirupafshim Albanien!

Wir kommen sicher wieder!!!



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Kommentare: 1
  • #1

    marco (Sonntag, 22 Januar 2017 13:32)

    nie war ich so beeindruckt von albanien!!!
    saluti
    marco