Ankommen in Albanien

 Wir machen uns auf den Weg nach Albanien. Schon an der Grenze läuft es anders, als wir es inzwischen schon so lange an innereuropäischen Grenzen gewohnt sind. Wir warten.

Das System ist uns anfangs nicht klar, LKWs und Autos warten nebeneinander in unterschiedlichen Reihen, es gibt aber nur ein besetztes Grenzkontrollhäuschen. Immer wieder gehen Leute zu dem Häuschen, zeigen Papiere vor, stehen dort eine Weile herum und setzen sich dann wieder in ihr Auto.

 

Neben den beiden Reihen steht ein Auto, daneben eine recht unglücklich aussehende Großfamilie und ihr gesamtes Gepäck. Alles ist um das Auto herum verteilt. Ein Grenzkontrolleur ist gerade dabei, die innere Kofferraumabdeckung herauszureißen. Der Werkzeugwagen für die Demontage sämtlicher anderer Teile steht schon bereit. Ich hoffe inständig, dass sie nicht auf die Idee kommen, das Gleiche mit unserem Bus zu machen.

Nach langer Warterei kommen wir endlich an die Reihe, werden recht zügig abgefertigt und suchen uns – nun auf der albanischen Seite angekommen – unseren Weg durch die kreuz und quer stehenden und wartenden LKWs. Die Straßen sind viel besser als erwartet. Meine Vorbereitung auf dieses Land hat nur im Bereich der Sprache statt gefunden. Ich kann grüßen und mich bedanken. Welche Währung hier verwendet wird, weiß ich noch nicht.

 

So schlecht vorbereitet habe ich noch nie ein Land besucht. In diesem Fall wird sich das als ungemeinen Vorteil erweisen, weil mein Blick nicht verstellt ist durch Ängste und Befürchtungen, die im Bezug auf Albanien nach wie vor sehr stark sind. Und sich bisher in keinster Weise bestätigen. Im Gegenteil.

 

Wir passieren die ersten Dörfer und der Unterschied zu den vorhergegangenen Ländern wird gleich spür- und sichtbar. In einem Ort fahren wir im Schneckentempo hinter einem alten Mann und seiner Frau her, die gerade ihre Kuh nach Hause treiben. Sie hören uns nicht. Erst als sie abbiegen, sieht die Frau uns und unseren Bus, erschrickt kurz und winkt uns dann freudig zu.

 

Wir fahren die ganze Zeit parallel zum Ufer des Skutari-Sees, der uns schon in Montenegro eine Weile begleitet hat. Hier finden wir dann auch unseren Campingplatz, der am Ende einer Schotterpiste direkt am See liegt.

 

Zum ersten Mal auf unserer Reise hören wir den Ruf des Muezzin. Abends tönt der Gesang von drei verschiedenen Minaretten zu uns hinüber, ganz leise und mild. Die Kinder sind verwundert und möchten wissen, was das ist. Ich erkläre es ihnen. Jedes Mal, wenn Jorne den Ruf hört, bleibt er nun stehen und lauscht ganz aufmerksam.

 

Der Platz hat nur noch wenige Tage offen, es sind kaum noch Gäste da. Die meisten bleiben nur ein oder zwei Nächte und fahren am nächsten Tag weiter.

Wir bleiben erst einmal.

 

Mildes Ankommen in Albanien.

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