Unsere ersten Souvenirs in Herceg Novi sind Regenschirme.
Zwei leuchtend blaue Regenschirme, die wir dringend brauchen bei dem nicht enden wollenden Regen.
Bisher hatte ich mich strikt geweigert, mich dem Herbst und seinen Widrigkeiten zu beugen, aber angesichts dieses Dauerregens gebe ich mich geschlagen und tausche T-Shirt und Sandalen gegen Jacke und regenfestes Schuhwerk.
Hier ist mein Widerstand nun gebrochen. Es ist kalt und nass, und ich sehe ein, dass wir unsere Garderobe um einige wetterfeste und warme Stücke erweitern müssen.
Leider sind wir herbsttechnisch nur unzureichend ausgestattet.
Im Café bekommen wir die Auskunft, dass es in der Nähe, nur ein Stück die Straße hoch, eine gut sortierte Boutique gibt, in der wir wohl fündig würden.
Ich mache mich mit den Kindern auf den Weg und lande irrtümlicherweise - und zu unserer großen Freude - in einem montenegrischen Secondhand-Laden. Fast alles, was wir brauchen, finden wir hier. Von der Fleecejacke bis zur zusätzlichen Jeans, Kapuzen-Pullis, Fussballjacken - einfach alles und noch viel mehr. Uns erfasst eine Art euphorischer Kaufrausch, der nach anderthalb Stunden jäh von einer strengen Stimme meines Verstandes gestoppt wird. Ich bremse uns ein, und wir verlassen glücklich, voller Tüten bepackt, den Laden.
Später erkunden wir die Altstadt zu Fuß, treffen auf den schon erwähnten Stau, weil ein Bus den Torbogen der Festung im Schneckentempo passieren muss. Der Altstadtkern selbst ist klein und malerisch, ein wenig erinnert es an Italien. Kleine Gässchen, bewachsene Mauern, die Festung und wieder überall Katzen, die sich auf den Stühlen der Cafés räkeln, sich streicheln und füttern lassen und dem Ganzen einen sehr gemütlichen und heimeligen Anstrich verleihen.
Auf einem kleinen Platz steht die kleine Erzengel Michael Kapelle. Wir gehen hinein und lassen uns ein wenig von der stillen und angenehmen Atmosphäre einfangen. Ein Ikonenmaler steht an einem kleinen Stehpult und arbeitet leise und konzentriert vor sich hin. Er lässt sich von uns nicht stören. Der Innenraum ist hell erleuchtet und geschmückt.
Diese kleine Kirche hat etwas sehr tröstendes und wärmendes, das sie mit ihren Besuchern teilt und sich auf sie – auf mich – überträgt. Wir zünden Kerzen an und wünschen uns etwas, bevor wir weiter durch die Stadt streifen.
Wir kommen an einer Frau vorbei, die mit Hilfe ihres Regenschirmes Granatäpfel am Straßenrand erntet.
An Straßenkatzen, die sich genüsslich über einen Mülleimer hermachen.
An Restaurants, von denen wir eines abends besuchen werden.
An der Uferpromenade wollen wir zurückgehen. Als wir am Wasser ankommen, beginnt der Regen von Neuem.
Und erst beim Verlassen von Herceg Novi, werden wir auch ihn für einige Tage zurücklassen.
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