Unser Weg führt uns weiter nach Montenegro.
Dieses kleine Land fühlt sich zum ersten Mal auf unserer Reise wie Neuland an. Kein Wunder, weiß ich doch so gut wie nichts darüber.
Mit unseren Brocken kroatisch sind wir hier gut aufgehoben, das montenegrinisch ist der kroatischen Sprache sehr ähnlich, allerdings sprechen nur wenige, die wir treffen, englisch. Die Verständigung wird schwieriger.
Was uns jedoch hier wieder begegnet, ist der Euro. Weil Montenegro keine eigene Währung besitzt, hatte das Land vor dem Jahr 2002 die D-Mark als Zahlungsmittel genutzt. Mit der Einführung des Euro, wechselte auch Montenegro die Währung und führte den Euro einseitig ein.
Für mich eine sehr lustige Geschichte. Sie macht mir das Land auf Anhieb sympathisch.
Nach überqueren die Grenze, müssen wir unsere Pässe und den Versicherungsschein unseres Busses vorlegen, erst dann dürfen wir passieren.
Wir erreichen Herceg Novi, die erste Stadt an der Boka Kotorska, der Bucht von Kotor.
Das Wetter ist ungemütlich, kalt und nass, weshalb wir uns entscheiden, eine Wohnung für einige Tage zu mieten. Wir parken unseren Bus bei einer Kirche, nicht ohne Hindernisse.
Zuerst stehen wir auf dem Parkplatz des Priesters, wie uns die freundliche Verkäuferin von nebenan mitteilt. Wir parken um, auf zwei Parkplätze, wirklich schmal ist unser Gefährt ja nicht. Sie erklärt uns, dass wir einen Parkschein brauchen, den wir am Kiosk die Straße runter bekommen. Also laufe ich los und suche den Kiosk. Ich grüße die Dame auf kroatisch - „Dobar dan!“ - und frage sie, ob sie englisch spricht. Sie verneint und beginnt auf montenegrinisch auf mich einzureden. Nach einigem Hin und Her bekomme ich zwei Parkscheine, auf denen ich den Tag, das Datum und die Uhrzeit ankreuzen muss. Geschafft.
In einem gemütlichen Café buchen wir übers Internet eine Wohnung. Auf der Karte sieht es so aus, als wäre die Wohnung sehr leicht zu finden, wir machen uns auf den Weg. Die Straßen sind eng und holprig, aber wir sind guter Dinge.
Bis wir ein Straßenschild passieren: „Höchstbreite 2 m nochwas“. Wie breit war es? Ich konnte es nicht genau lesen. Wie breit sind wir überhaupt??? Der Stresspegel steigt. Vor uns taucht eine Festung auf – Forte Mare. Die Straße verengt sich und führt durch eine Art Torbogen. Das Nadelöhr. Wir fahren gaaaanz langsam hindurch.
Breite? Passt.
Höhe? Passt.
Entwarnung, unser Bus ist schlank genug.
Zwei Tage später wird ein Reisebus an dieser Stelle einen beachtlichen Stau verursachen, weil er sich Zentimeter für Zentimeter durch diese Engstelle arbeiten muss.
Wir versuchen, auf die Hauptverkehrsstraße zu finden. Auf der Karte sieht es so einfach aus, aber die Straßen sind so eng und verwinkelt, dass wir uns immer wieder verfahren. Bei einem Fast Food Restaurant halten wir schließlich an. Hier wird es sicher jemanden geben, der englisch spricht und sich auskennt.
Ich gehe hinein, bewaffnet mit meinem Laptop, einem Schreibblock mit der Adresse und einem Kuli. An einem Tisch sitzen drei große, breitschultrige Polizisten. Na wenn das kein Glück ist!
Ich spreche sie an und bitte sie um Hilfe. Keiner spricht englisch, aber sie sind sehr bemüht, mir zu helfen. Es beginnt eine Diskussion. Immer wieder zeigen sie auf die Karte, lesen die Adresse, der dritte Polizist steht auf, sieht seinen Kollegen über die Schulter, so wie ich, und steigt in die lebhafte Unterhaltung ein. Es dauert. Und dauert. Und dauert. Irgendwann sind sie sich einig. Die Wegbeschreibung wird in das Smartphone getippt und übersetzt. Service pur.
Mit neuer Hoffnung machen wir uns auf den Weg. Wir finden die Kreuzung, biegen richtig ab, überqueren die prophezeite Ampel. Doch die dann eigentlich folgende Straße nach rechts kommt einfach nicht.
Es wird langsam dämmerig. Wir stellen den Bus ab und suchen zu Fuß weiter. Es beginnt zu regnen.
Jeder, den wir fragen, schickt uns in eine andere Richtung, keiner weiß so genau, wo diese Adresse zu finden ist. Es ist zum Mäusemelken.
Dann erreiche ich endlich den Besitzer der Wohnung, der mich schließlich an der Ampel abholt und mir die Wohnung zeigt. Niemals hätten wir sie auf eigene Faust zu Fuß gefunden, geschweige denn mit dem Bus. Für meine Augen sieht die „Straße“ wie eine Hauseinfahrt aus, eng und dicht bewachsen mit Blauregen, der sich romantisch darüber spannt.
Der Bus bleibt wo er ist, ich hole meine Meute ab und wir hetzen - beladen mit dem Nötigsten - durch den Regen in unser neues Kurzzeit-Zuhause.
Endlich da!
Willkommen in Montenegro!
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claudia schacht (Montag, 14 November 2016 15:55)
Hallo Irene,
Montenegro mit seinen engen Straßen, ein Abenteuer !
Dann bin ich sehr auf den Bericht von Albanien gespannt !
Hoffe Ihr seit alle froh und munter, herzlichste Grüße!!!
Claudia und Sven
Irene (Mittwoch, 16 November 2016 10:26)
Liebe Claudia,
Albanien ist in Vorbereitung. Ich hab noch einiges abzuarbeiten,
Kotor zum Beispiel. Aber ich bin dran.
Was machen Deine Pläne? vielleicht schreibst du mir mal über den Kontakt, ich hab Deine Mail-Adresse nicht..
Ich übe mich im entspannen und auf-mich-zukommen-lassen.
Wird immer besser!
Lasst es Euch gutgehen!
Viele Grüße, Irene